Ungewöhnliche Nationalfeiertage
Viele Nationalfeiertage haben einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt. Die Franzosen feiern den Beginn der Revolution am 14. Juli, wir Deutschen den Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober und die Amerikaner haben ihren 4. Juli zur Unabhängigkeit von Großbritannien. Überhaupt begehen die Menschen in den meisten Ländern ihren Nationalfeiertag zur Feier der Unabhängigkeit von einem anderen Land, wie den Kolonialmächten.
Doch einige Länder wählten einen gänzlich anderen Grund, um sich als Nation zu feiern.
- Ein Feiertag ist nicht genug
- Sackhüpfen, Lampions und ganz viel Grün
- Der Staat bin ich
Doppelt hält besser
In Bosnien und Herzegowina, eine der aus dem ehemaligen Jugoslawien hervorgegangenen Republiken, gibt es zwei offizielle Nationalfeiertage. Während die Föderation Bosnien und Herzegowina den 1. März als National- und Unabhängigkeitstag begeht, feiern die Menschen in der autonomen Republik Srpska an einem anderen Tag. Diese Republik innerhalb des Staates war im Bosnienkrieg stark umkämpft, weshalb ihr einige Autonomien zugestanden werden. Nationalfeiertag ist dort deshalb der 9. Januar, der Gründungstag der Teilrepublik.
Auch die Polen begehen in zwei Etappen ihren Nationalfeiertag. Einerseits wird am 3. Mai der Verfassungstag (Konstytucja Trzeciego Maja) gefeiert, zu Ehren der vom Staat Polen-Litauen im Jahr 1791 verabschiedeten Verfassung. Diese Konstitution gilt als die erste moderne Verfassung Europas. Auf der anderen Seite hat sich der 11. November als Unabhängigkeitstag (Narodowe Święto Niepodległości) etabliert. An diesem Tag feiert man in Polen die Unabhängigkeit von Preußen, Österreich-Ungarn und Russland, die bis 1918 über 123 Jahre lang das Land unter sich aufgeteilt hatten.
In Indien setzt man sogar noch einen drauf. Denn dort existieren gleich drei gleichberechtigte Nationalfeiertage. Am 26. Januar findet dort der Tag der Republik zum Gedenken an das Inkrafttreten der ersten eigenen indischen Verfassung im Jahr 1950 statt. Die Unabhängigkeit erlangte Indien eigentlich schon drei Jahre zuvor am 15. August, dem heutigen Unabhängigkeitstag (Swatantrata Divas). Zu guter Letzt feiern die Inder am 2. Oktober noch den Gandhi Jayanti, den Geburtstag Mahatma Gandhis, dem Vater der indischen Nation.
Bräuche am Nationalfeiertag
Bleibt man gleich in Asien, fällt der Nationalfeiertag Indonesiens ins Auge. Denn dieser wird von allerlei Bräuchen begleitet, vor allem in Form von kleinen Wettbewerben. Anlass für den Feiertag ist – wie so oft – die Unabhängigkeitserklärung, in diesem Fall von der japanischen Besatzung am 17. August 1945. Zu den traditionellen Wettbewerben zählen etwa das um die Wette Langsamfahren mit dem Fahrrad (sepeda lambat), Krupuk-Wettessen (makan kerupuk, Wettessen von Krabbenchips), Sackhüpfen (balap karung), Kissenschlacht (perang bantal) und Wettrennen in Holzsandalen (balap bakiak). Wer würde da nicht gerne mitfeiern?
Auch in der Schweiz wird der Nationalfeiertag von allerlei Traditionen begleitet. Am 1. August begehen die Schweizer ihre Bundesfeier mit Musik, geschmückten Gebäuden und vor allem sogenannten Augustfeuern auf den Bergen – ein wunderschönes Schauspiel. Beliebt sind auch Lampionumzüge, ähnlich der unseren am Martinstag.
Kaum ein Feiertag jedoch hat es geschafft, weltweit so populär zu werden wie der St. Patrick’s Day aus Irland. Am 17. März finden natürlich in Irland, aber vor allem auch in den USA, England, den Niederlanden oder auch hierzulande, Paraden und Feierlichkeiten zu Ehren St. Patricks statt. Ein Missionar, der ursprünglich aus dem heutigen Wales kam. Ihm verdanken die Iren auch ihr Wahrzeichen das Kleeblatt (shamrock), mit welchem Patrick den Iren die heilige Dreifaltigkeit erklärt haben soll. Heute wird der Feiertag vor allem in anderen Ländern, aber eher in Faschingsmanier, begangen. Hauptsache man ist grün gekleidet!
Nationalfeiertag ganz persönlich
So wie die Iren St. Patrick feiern, steht auch in anderen Ländern der Nationalfeiertag ganz im Zeichen einer wichtigen Person. In San Marino wird am 3. September der Nationalheilige Marinus geehrt. Der Steinmetz soll vom heutigen Kroatien an die Adriaküste gekommen sein, wo er als Christ verfolgt wurde. Eine geisteskranke Frau hielt ihn für ihren getürmten Ehemann, weshalb Marinus sich auf den Monte Titano zurückzog. Sein dort gegründetes Kloster war der Grundstein für den Staat San Marino, der seit dem Jahr 301 bestehenden und damit ältesten Republik der Welt.
Auch im Vereinigten Königreich liegt der Fokus des Nationalfeiertags auf einer Person. Denn dort gibt es eigentlich keinen fixen Nationalfeiertag, weshalb der Geburtstag der Queen in Form des Queen’s Official Birthday ersatzweise gefeiert wird. Seltsamerweise wechselt dieser allerdings jährlich, unabhängig vom wirklichen Geburtstag der Queen am 21. April.
Die Spanier haben sich ihren ganz eigenen Anlass zum Nationalfeiertag genommen. Um die Einigkeit der Spanisch sprachigen Länder zu betonen, gab es bis 1987 den Tag der Hispanität (Día de Hispanidad), begangen am 12. Oktober im Gedenken an die Entdeckung der Neuen Welt durch Christoph Kolumbus im Jahr 1492. Heute heißt der Tag einfach spanischer Nationalfeiertag (Fiesta nacional de España).
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(Bilder: pixabay)